Die Erzeugung von PV- und Windstrom zur Spitzenlastzeit senkt nur mittags den Börsenstrompreis, trägt aber ansonsten nur zur Verstopfung der Netze bei.
Fakten
Unter dem Begriff Spitzenlaststrom versteht die Strombörse den Strom, der nicht zur Mittagszeit, sondern zwischen 08.00 Uhr und 20.00 Uhr gehandelt wird. In die Preise für den Spitzenlaststrom gehen die Wochenend-Werte nicht ein, sodass der veröffentlichte Spitzenlast-Strompreis optisch höher erscheint als er tatsächlich ist. Wind- und Solarstrom verstopfen nicht die Leitungen. Die zunehmende Produktion von Solarstrom im Tagesgang folgt der steigenden Stromnachfrage. PV-Anlagen stellen genau dann Strom zur Verfügung, wenn er benötigt wird.
1. Preisbildung für Spitzenlaststrom zwischen 08.00 und 20.00 Uhr
Peakload-Strom (Spitzenlast) wird wie Baseload-Strom (Grundlast) an der Börse im Spotmarkt und am Terminmarkt gehandelt. Von der Begrifflichkeit her impliziert die Bezeichnung Peakload-Strom ein Stromsegment, in dem speziell Strommengen vermarktet werden, die sich auf das Spitzenlastfenster zur Mittagszeit beziehen. Tatsächlich aber wird der Preis für Peakload-Strom am Spotmarkt auf der Grundlage eines Handelszeitfensters von 8 bis 20 Uhr ermittelt. Im Unterschied dazu werden beim Produkt Baseload (Grundlast) die gesamten 24 Stunden eines Tages von 0.00 bis 24.00 Uhr für die Bestimmung des Mittelwertes herangezogen.
Spotmarkt (2004 - 2024)
2. Preis-Transparenz bei Spitzenlaststrom nicht gegeben
Spitzenlaststrom wird in Deutschland für normale Werktage, Feiertage sowie für die Wochenendtage (Samstag und Sonntag) gehandelt. An allen Tagen werden an der Börse auch Preise für Spitzenlaststrom festgesetzt bzw. Umsätze getätigt. In die Berechnung der Monatswerte gehen zwar die Preise und Umsätze der Werktage und der lastarmen Feiertage ein. Die Wochenendtage Samstag und Sonntag werden allerdings für die Mittelwertbildung nicht berücksichtigt. Durch diese Sonderbehandlung erscheint der an der Börse publizierte Preis für Spitzenlaststrom viel höher als dieser tatsächlich ist, wenn alle Handelstage eines Monats berücksichtigt werden. Für den Monatswert November 2012 bedeutet das beispielsweise, dass der Strompreis für den Spitzenlaststrom nicht wie veröffentlicht im Mittel 5,84, sondern lediglich 5,39 Cent pro kWh beträgt. Das sind 8 Prozent weniger, als von der Strombörse veröffentlicht wurde.
3. Solarstromerzeugung zur Mittagszeit verstopft die Stromleitungen nicht
Der Tagesgang des Strombedarfs beschreibt von der Form her im Wesentlichen eine Glockenkurve. Der obere Teil der Glocke entspricht der gegenüber dem Nachtniveau zusätzlich benötigten Kraftwerksleistung. Dieser Mehrbedarf wurde in der Vergangenheit durch die sukzessive und bedarfsgerechte Zuschaltung von konventionellen Kohle- oder Gaskraftwerken, sog. Spitzenlastkraftwerken, abgedeckt. Wie die nachstehende Grafik zeigt, kann die zusätzlich benötigte Spitzenlast heute zu großen Teilen mit Hilfe von Solarstrom- (gelbe Stäbe) und Windenergieanlagen (blaue Stäbe) abgedeckt werden. Da die Solarstromerzeugung im Tagesverlauf exakt dem Tagesgang der Stromnachfrage folgt, ist sie besonders als Ersatz für konventionelle Spitzenlastkraftwerke geeignet. Zudem gewährleistet die tagesganggebundene Produktion von Solarstrom, dass es nicht zu einer „Verstopfung“ der Netze mit PV-Strom kommt. PV-Strom wird nur dann produziert, wenn aufgrund des Lastprofils auch Strom benötigt wird.
© IWR 2024
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des IWR /IWR.de GmbH